Kanada – der Westen(1)

Britisch-Kolumbien

Von Jasper ist es nicht weit bis zur Provinz Britisch-Kolumbien. Die schneebedeckten 3000der lasse ich hinter mir und fahre für Stunden durch eine mittelgebirgs Landschaft. Das Wetter ist April-mäßig oder auch schottisch. Hinten Sonne vorn dunkle Wolken. Plötzlich starker Regen bis hin zu Graupel. Nach 10 min ist wieder alles vorbei und die Sonne scheint.
Ich fahre auf dem Highway 16 West. Es gibt immer wieder kleine Ortschaften. Ich habe durchgehend Handynetz. Der Highway ist  nur 2-spurig aber gut ausgebaut. 

Nach 850km muß ich abbiegen auf den Stuart-Cassiar-Hyw, die 37-North. Dies ist nun eher eine Nebenstraße. Kein Standstreifen, unbefestigter Straßenrand und oft keine Fahrbahnmarkierung. Die 40-Tonner rasen aber auch hier mit über 100 Sachen entlang. Am ersten Abend bin ich auf einem Camping. Am 2.Abend wollte ich wild campen am See, bin dann aber doch, wegen WiFi, auf einen Camping. Auf der 37 hat man nirgends Handysignal. Die Landschaft ändert sich ständig wie das Wetter.

Oft fahre ich durch Gebiete in denen ein Waldbrand gewütet hat. 

Ich weiß nicht was es ist, aber es hat exotische Töne von sich gegeben.

Yukon

Meine erste Adresse im Yukon ist der Sign Post Forest in Watson Lake.

Das Straßennetz wird hier im Norden immer dünner. Nach Watson Lake gibt es nur 3 Straßen. Die 97 von Britisch Kolumbien, die ich eigentlich fahren wollte, die aber wegen Waldbrand gesperrt war. Die 37 von Britisch Kolumbien über die ich gekommen bin. Diese mündet vor Watson Lake in den Alaska Highway und es gibt den Richard Campbell Hwy Richtung Norden.

Der bequeme Weg nach Alaska ist der Alaska Highway  Diese Straße werde ich auf meinem Rückweg nehme, um nicht 2x die gleiche Route zu fahren. Auch weil ich nach Dawson City möchte, fahre ich über den Richard Campbell Hwy.

Dieser Weg ist allerdings größtenteils eine Naturstraße, also nicht geteert. Bis zum nächsten Highway, dem Klondike Hwy sind es 580km. Es gibt nur zwei Ortschaften entlang der Strecke. Ich fahre stundenlang auf dieser sehr holprigen Straße, ohne das ich ein anderes Auto sehe. Die großen Tiere sind hier sehr scheu. Schwarzbären und Elche laufen mir zwar über den Weg, verschwinde aber im Dickicht sobald ich näher komme. Ich übernachte 2x auf dieser Etappe. 1x wild und beim 2ten Mal auf einem 20$ Campingplatz. 

Meine Durchschnitts- Geschwindigkeit auf dieser Etappe beträgt, 40km/h. Oft dachte ich bei Tempo 50, jetzt zerreißt es das Auto oder ein Reifen platzt. Unterwegs gab es 2x einen Campingplatz. Ich hatte alles und wollte mir das Geld sparen. Ich finde einen schönen Stellplatz an einem See. 200km vom letzten und 200km zum nächsten Ort entfernt. Die Ruhe dort war schon fast gespenstisch. Handynetz hatte ich schon länger nicht mehr. Schon komisch so ohne Internet. Auch Google Maps funktioniert nicht mehr, aber hier gibt es nur eine Straße. Ich stehe auf einer kleinen Waldlichtung. Hier begegnen mir ein kleiner neugieriger Vogel (???) und ein Schneehase der gerade in sein Sommerkleid schlüpft

Zweite Übernachtung am Little Salmon Lake

Ab Faro, dem Ort mit der Tankstelle, ist die Straße wieder größtenteils geteert. Welche Wohltat nach stundenlangem gepolter. Diesmal übernachte ich auf einem Campingplatz. Ich hatte gehofft, dass ich hier Netz habe, dem war aber nicht so.

Die staatlichen Campingplätze hier im Norden, sind alle sehr ähnlich. Die Stellplätze haben großen Abstand zueinander, oft im Wald mit einer Sitzgelegenheit und einer Feuerstelle. Brennholz gibt es häufig kostenlos, man brauch aber eine Axt um es klein zu machen. Es gibt ein Plumpsklo, aber weder Dusche noch fließend Wasser. Tiere gab es hier auch, die konnte ich mir aber erfolgreich mit meinem Antimückengerät fern halten.

Ein Stück fahre ich entlang des mächtigen Yukon-River

Dempster Highway

40km vor Dawson City ist der Abzweig zum berüchtigten  Dempster Highway, der Straße nach Inuvik und Tuktoyaktuk am arktischen Ozean.

Wer sein Auto liebt, der fährt ihn nicht. Wer atemberaubende Landschaften sehen will, der muss ihn fahren. 880km bis zum Arctic Ocean auf einer Naturstraße mit Kies, Schotter, Sand und vielen Schlaglöchern. So wie die Straße ändert sich die Landschaft  nach jeder Kurve.
Hier im Norden kostet der Diesel $2,34 pro Liter im Gegensatz zu $1,59 weiter im Süden.
Eagle Lodge und Inuvik sind die einzigen Tankstelle auf der 880km langen Stichstraße.

Es beginnt, ganz unscheinbar, bei einer Brücke. Die Schotterstraße lässt sich gut fahren. Na prima, denke ich wo ist das Problem. Die Bäume entlang der Straße leuchten in frischem Frühlingsgrün. Bald schon erscheinen die ersten schneebedeckten Berge. Die Straße schlängelt sich entlang eines reisenden Flusses. Auf allen Seiten tut sich ein spektakuläres Panorama auf, das nicht zu enden scheint. Man fährt durch enge Täler mit steilen Bergflanken und durch weite Ebenen mit nordischer Kulisse. Es ist wie Finnland aber mit Bergen, dann wieder hügelig mit einzelnen Bäumen, als wäre man in der Toskana. Das sonnige Wetter unterstützt, zu meinem Glücke, das Naturerlebnis.

Kleinere Kieselsteine schleudern ständig in die Radkästen, aber manchmal donnern auch größere Steine gegen den Unterboden. Das ganze Auto vibriert bei Wellblechprofil und wenn ich mal ein größeres Bodenloch zu spät sehe und durchfahre, fühlt es sich an als würde sich das Auto und mein Innenausbau gleich in alle Einzelteile zerlegen. Es ist eine ziemlich Tortour nicht nur für das Auto.Ich habe kein gutes Gefühl dabei und Angst einen größeren Schaden zu bekommen bevor ich überhaupt den eigentlichen Startpunkt meiner PanAm Tour erreicht habe.

Es ist schon später Nachmittag, nach 30km Fahrt übernachte ich auf einem freien Platz neben der Straße. Am nächsten Morgen starte ich bereits vor 7 Uhr und erreiche die Eagle Lodge am frühen Nachmittag. Tankstelle und Lodge haben geöffnet, der Campingplatz ist alleinig noch geschlossen. Ich hätte dort aber kostenlos übernachten dürfen. WC/Dusche ist auch offen, aber nicht besonders einladend. Ich hatte schon auf der Herfahrt beschlossen, bis hierher und dann wieder zurück zu fahren. Bis zur Küste wären es hin und zurück jetzt nochmal 1000 km.
Ich tanke den teuren Diesel und mache kehrt. Die Sonne geht z.Z. erst gegen Mitternacht unter. Richtig dunkel wird es gar nicht. Ich fahr noch 100km und übernachte auf einer Anhöhe mit tollem Rundumblick.

Steinschlag auf der Windschutzscheibe

ganz unbeschadet habe ich dieses 800 km lange Abenteuer allerdings doch nicht überstanden.
Nur einmal hat mich auf der Strecke ein Auto überholt, entgegenkommende Fahrzeuge waren es vielleicht 10 in den 2 Tagen. Davon nur ein 40-tonner Truck, der im Gegensatz zu den anderen die Geschwindigkeit beim vorbeifahren nicht reduziert hat. Es rasselt auf meiner Motorhaube und Windschutzscheibe. Einer der Steine verursacht einen 30cm langen Riss in der Frontscheibe. Weiterfahren kann ich aber trotzdem.

die Standheizung ist defekt

Um 3 Uhr in der Nacht, auf der Anhöhe, werde ich wach (die Blase drückt) und sehe wie die Sonne gerade aufgeht. Die Sonne bleibt den ganzen Morgen und wärmt mein Auto auf 18 Grad. So brauche ich die Heizung an diesem Morgen nicht. Erst am Abend, auf dem Camping in Dawson City,  bemerke ich, dass die Heizung nicht mehr funktioniert, sie zeigt eine Fehlermeldung.

Dawson City

Von Dawson City hatte ich eine völlig falsche Vorstellung und eine zu hohe Erwartung. So wie obiges Foto einen falschen Eindruck erweckt. Die einzige geteerte Straße in diese Ort ist die Hauptdurchgangsstraße. Alle anderen sind naturbelassen auf denen man bei Regen nicht unbedingt unterwegs sein will. Vielleicht sind deshalb die Gehwege häufig aus Holzbrettern gebaut, vielleicht aber auch weil es „damals“ so war. Die typischen Holzhäuser aus der Gold Rush Zeit, gibt es zahlreich im Ort. Nicht immer so schick angestrichen sondern leider mit  viel Unrat drumherum.
Den Saloon mit Can-Can Vorführung suche ich vergebens. Es gibt irgendwo ein Spielkasino, viellicht steppt dort der Bär. Viele Touristen habe ich allerdings nicht gesehen und für die paar Wenigen ist noch nicht alles in Betrieb – vermutlich. 

Jack London Museum

Die Sorge wegen der Schäden am Auto vermiesen mir etwas die weitere Erkundung der Stadt. Ich nehme mir aber Zeit für eine gründliche Autoreinigung. Der Dreck außen war schnell wieder weg, aber der feine Staub ist durch alle Ritzen ins Fahrzeuginnere gedrungen. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich jedes Staubkorn entfernt habe – wenn überhaupt.

Top of the World Highway

Ich bleibe nur eine Nacht in Dawson und fahre weiter zur Grenze nach Alaska auf dem Top-of-the-world Hwy. Ich hatte nicht damit gerechnet, das dieser wieder eine Staubpiste sein wird. Meine aufwendige Reinigung vom Vortag war damit fast umsonst gewesen.
Top-of-the-world trifft  die Eindrücke auf dieser Strecke dafür sehr gut, auch wenn es max. auf 1300m hoch geht ist die Landschaft mal wieder ganz anders und sehr beeindruckend. 
Der Grenzübergang war unkompliziert. Der Grenzer hat meinen Pass eingescannt und meine Fingerabdrücke erfasst. That’s it … ich konnte einreisen – Ich bin jetzt erstmal in den USA – 

Reparaturen

Ich greife jetzt zeitlich vor und kürze diese Episode auch etwas ab.
Von Dawson City sind es nur 170 km bis zur Grenze nach Alaska. Die erste Übernachtung n Alaska ist in Tok auf einem teuren Camping. Anstatt wie geplant nach Fairbanks weiter zu fahren beschließe ich direkt nach Anchorage zu fahren. Per  Internet habe ich dort eine Camper-Werkstatt entdeckt. Dort wurde mir auch sofort geholfen. Nachdem der Mechaniker die Heizung mit Druckluft durchblasen hat und dabei einige Kieselsteinchen herausflogen, lief sie wieder. Bei einer meiner „Geländefahrten“ wurde der Ansaugschlauch unter dem Auto abgerissen. Ohne diesen konnte Schmutz in die Heizung eingesaugt werden – nochmal Glück gehabt das nicht mehr kaputt gegangen ist.

Wegen der defekten Frontscheibe war ich bei 3 Werkstätten und keine konnte/wollte mir helfen. Einer hat gemeint, wenn ich ihm eine neue Scheibe bringe würde er sie auswechseln – ich riskiere es jetzt und fahre mit dem Riss weiter.

es war kalt und hat geregnet, trotzdem hat der Mechaniker vollen Einsatz gezeigt.

Comments

  1. Birgit Fenner says:

    Hallo Brüderchen, so schön dir zu folgen und irgendwie dabei zu sein. Dein Auto muss noch ein „paar“ Kilometer durchhalten und wer weiß welche Straßen dich noch erwarten? Da wird so ein riss nicht das letzte sein.
    Pass auf dich auf
    Gruß Birgit

    1. Klaus says:

      Hallo Birgit,
      vielen Dank. Ja, da werden wohl noch ein paar Staubstraßen kommen.

  2. Steffen says:

    Hallo Klaus,
    Deine Eindrücke, die du schilderst und die dazugehörigen Bilder sind atemberaubend. Schon der Leser neigt zu einer leichten Reiz Überflutung. Wie muss es dir dabei gehen wenn du das alles live erlebst? ich finde es toll was du in der Kürze der Zeit, in der du unterwegs bist, schon alles erlebt, und vor allem gesehen hast. Pass auf dich auf und bleib gesund. Ganz liebe Grüße, Steffen

    1. Klaus says:

      Hallo Steffen,
      es ist schön, wenn sich andere mit mir freuen. Überflutung, im übertragenen Sinn, hatte ich heute morgen auf meinem Stellplatz, ein Camping im Wald. Es regnet gerade ziemlich viel und die tollen Berge sind wolkenverhangen. Ich lasse es jetzt etwas langsam angehen und sitze das schlechte einfach Wetter aus. Bin eh meinem Zeitplan voraus.
      Grüße aus Whittier

  3. Udo Kübler says:

    Hallo Klaus
    Tolle Beschreibungen Deiner Eindrück und wie gewohnt tolle Bilder.
    Ich hoff, das mit Deiner Scheibe geht gut, so dass Du auf Deinem weiteren Weg keine Probleme bekommst. Weiterhin viel Spass !
    liebe Grüße
    Udo

    1. Klaus says:

      Vielen Dank Udo.

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