Bolivien

Lagunen, Vulkane und Silberminen ...

Zwei Probleme gibt es in Bolivien für mich.
Dieselknappheit An jeder Tankstelle gibt es lange LKW Schlangen, die auf Diesel warten manchmal tagelang. Außerdem, nicht jede Tankstelle darf an ausländische Fahrzeuge verkaufen. Ich habe mir in Peru einen weiteren Kanister gekauft und habe nun 30L extra dabei und vor der Grenze natürlich vollgetankt. Das sollte bis nach Uyuni reichen und dort gibt es eine Tankstelle auch für Ausländer.
Hier in Bolivien funktioniert das Roaming vom Handy nicht. Ich habe somit hier kein Internet und damit funktioniert auch Google Maps nicht. Auf dem Land ist das nicht so schlimm, aber in Städten findet man sein Ziel ohne Google nur schwer. Ich kaufe mir für 3€ eine bolivianische SIM Karte. Das es nicht auf Anhieb funktioniert war mir klar. Irgendwie ging es dann doch und ich hatte wieder Internet.

Meine erste Station in Bolivien ist die Ecolodge Copacabana nur wenige km nach der Grenze. Es gibt eine Campingwiese  auf der ich 2 Nächste für je 5€ bleibe.

Copacabana ist offensichtlich sehr touristisch geprägt. Es ist Wochenende und außerdem wird Mariä Lichtmess gefeiert.

Mehrere dieser Livebühnen beschallen den Ortskern in unerträglicher Lautstärke.

Neben den Souvenir und Gemüseständen wird tonnenweise Popcorn angeboten. Ich kaufe mir eine kleine Tüte, schmecken wie bei uns sind aber mehr als doppelt so groß. Die Tüte hebt mir eine Woche 😀

Ein Hut auf dem Kopf ist hier ein MUSS. Um nicht aufzufallen brauche ich unbedingt einen Ersatz für mein Cappi.

Ich hatte mich bewusst für die Route über Copacabana entschieden, da ich wusste dass hier eine abenteuerliche Fährstrecke zu überwinden ist. Dieses Abenteuer wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Der LKW vor mir drückt das Boot vorn nach unten, so dass es sich hinten hebt und mir die Auffahrt erschwert. Es werden zusätzliche Bretter untergelegt so dass ich mit etwas Gas geben auf die Planken gelange. Es läuft alles sehr routiniert ab. Drei Fähren fahren gleichzeitig hin und her. Wartezeit gab es bei mir nicht. 

Zu meinem nächsten Ziel, Potosi, sind es fast 700km. Ich übernachte in Oruro in einem Hotel und besorge mir hier im Ort die bolivianische SIM Karte.

Mein Auto und ein weiteres parken im Hotelflur, zwischen Restaurant und Küche. Kurz bevor die Küche schließt bekomme ich noch etwas zu essen. Ich bestelle mal wieder blind und bekomme … ich glaube es war eine Lammkeule. Geschätzt 1kg Fleisch lag da auf meinem Teller. Es hat lecker geschmeckt, die Beilagen habe ich nicht geschafft. Das Essen lag mir eine Weile schwer im Magen.

Nach viel Flachland folgt nun eine bergige Etappe. Azul und ich quälen uns hoch auf 4000m. Die Landschaft ist atemberaubend.

Viele Siedlungen sehen verfallen und verwaist aus. Teilweise sind sie aber doch bewohnt.

Immer wieder kleine Lamaherden auf oder entlang der Straße.

Potosi und die Silberminen

Potosi ist eine Stadt im südlichen Zentralbolivien und hat knapp 175.000 Einwohner. Sie liegt am Fuß des Berges Cerro Rico (dt. Reicher Berg), dessen Silberreichtum Potosí im frühen 17. Jahrhundert zu einer der größten Städte der Welt machte und von dessen Silber- und Zinnvorkommen die Stadt noch heute abhängig ist.

Städte und Dörfer erkunde und fotografiere ich am liebsten am Abend. Mir gefällt die Lichtstimmung besser als bei grellem Tageslicht.

die Polizei patroliert am Abend im Stadtzentrum

Am Abend ist die Innenstadt sehr belebt. Die Straßen sind einspurig und Einbahnstraßen.

Oberhalb der Stadt, auf ca. 4000m, erhebt sich der Cerro Rico. In dem Berg befinden sich 250 Minen aus denen hauptsächlich Zink und Silber gefördert wird. 15000 Menschen arbeiten in den Minen. Ich buche eine Führung durch eine dieser Minen. Zu meiner Überraschung bin ich der einzige Teilnehmer und genieße eine „private Tour“.

Uyuni

Mein nächstes Ziel ist das 200km entfernte Uyuni. Potosi liegt auf 4000m, Uyuni auf ca. 3600m. Die Fahrt dorthin geht also wieder durchs Hochgebirge.

Unterwegs gibt es immer wieder fruchtbare Täler und viele Kakteen.

Erst dachte ich, die Kakteen blühen, aber bei genauerem Hinschauen sieht es mehr nach einer Frucht als nach einer Blüte aus.

Die Landschaft ändert sich nach jeder Kurve. Ich erreiche eine weite Ebene. Was am Horizont weiß leuchtet ist der Salar de Uyuni.

Salar de Uyuni

Der Salar de Uyuni ist mit mehr als 10.000 Quadrat­kilometern die größte Salzpfanne der Erde. Die Salzkruste wurde vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Paläosees Tauca gebildet.
Ich bin mal wieder zur falschen (Jahres)Zeit am falschen Ort. Aktuell ist die Seeoberfläche sehr weich und sulzig. Man darf den Salzsee zwar mit dem eigenen Auto befahren, es wird aber abgeraten. Selbst die geführten Touren mit Allradfahrzeugen, können z.Z. nicht überall hin fahren.

Ich buche eine Gruppentour auf den See. Wir fahren zu fünft + Guide in einem komfortablen SUV. Es gibt auf dem See etliche Highlights, die natürlich von allen Gruppen angesteuert werden. Da alle gegen 11 Uhr Vormittags von Uyuni aus starten hat man bei den einzelnen Stopps immer viele Touristen um sich.

Gegen Mittag gibt es ein opulentes und exklusives Mittagessen

Das Labyrinth, gebaut aus Salzblöcken. Anschließend geht es zur Fotosession. Unser Guide hat einige Trickfotos auf Lager 😂 

Zum Sunset-Dinner fahren wir weiter in den Süden. Hier bedeckt eine 2-3cm tiefe Wasserschicht die Salzoberfläche. Der See wirkt wie ein gigantischer Spiegel.

Ein dichtes Wolkenband verhindert den perfekten Sonnenuntergang. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen bei einem Glas Rotwein und Chips. — schee wars —

Der Eisenbahnfriedhof von Uyuni

Die Stoßzeiten sollte man meiden, wenn man eine Foto ohne Besucher machen möchte

Wenn die Touristen weg sind hat sie Feierabend. Leider ist das Umfeld hier völlig verdreckt mit Plastikmüll, den der Wind hier her weht.

auf nach Chile

ich dachte OK, das war Bolivien nun geht es zur 200km entfernten Grenze nach Chile. Ich hätte das an einem Tag schaffen können, wollte aber noch einmal frei Campen inmitten der Natur. Ich folge einem Hinweis zu einer Lagune etwas abseits der Straße und erlebe fantastisches.

Meine Route beginnt mit einer Naturpiste und wird später zu einer perfekt geteerten Straße.

Ich überquere den Rio Grande und mache einen Spaziergang in der Wüste.

Die Straße wird wieder zur Gravelroad. Ich biege ab auf eine Offroad-Piste und erreiche die Laguna Tarquin. Eine ziemlich einsame Gegend auf 4300m.

Es ist noch früher Nachmittag. Ich beobachte eine Herde Guanakos, die sich langsam von mir entfernen. In der Lagune gibt es viele Enten und Vögel. Ich beobachte ihr Treiben. Ihr Gequake hört sich an wie menschliches Lachen. Ich sehe zwei Enten, die im hohen Gras schmusen. Plötzlich erheben sie die Köpfe als hätten sie mich bemerkt. 😀

Die erhofften Sternenfotos scheitern leider am Vollmond.
Ich schlafe wieder schlecht auf dieser Höhe. Um 4h muss ich austreten und kann dann nicht mehr einschlafen. Ich werde von Atemnot geplagt. Meine Sauerstoff Blutsättigung (spO2) liegt bei 80%. Das ist grenzwertig sagt das Internet ???. Ich muss immer wieder tief einatmen, damit Sauerstoff ins Blut kommt. Um 6 Uhr wird es langsam hell. Ich schaue aus dem Fenster und dachte vielleicht sehe ich auf diese Weise mal den Sonnenaufgang. — es war unbeschreiblich —

Der Himmel hat eine leichte rosa-Färbung.  Die Lagune spiegelt das Blau des Himmels und das Ocker der Landschaft.

Die restlichen km bis zur Grenze sind gesäumt von etlichen 5000er Vulkanen.

Bolivien erfüllt für mich voll das Klischee Südamerikas. Nun bin ich gespannt auf Chile. Ich mache einen Abstecher nach San Pedro de Atacama bevor es an der Küste entlang weiter nach Süden geht.

Comments

  1. Udo Kübler says:

    Hallo Klaus

    wow, wow – was wieder einmal tolle Bilder ! Man kann wieder einmal nur staunen, wie es in anderen Ländern läuft. Wie unterschiedlich die Natur, die Städte/Dörfer sind im Vergleich zu Europa oder Deutschland. Ach, wie wäre ich gerne dabei ! Aber Deine Bilder geben einen enormen, detaillierten Eindruck in Landschaft und Bevölkerung. Einfach nur beneidenswert.
    Weiterhin alles erdenktlich Gute !

    1. Klaus says:

      Vielen Dank Udo für den Kommentar. Nun bin ich in Chile, wenn ich mich nicht verzählt habe, das 16.Land auf meiner Tour. Nun liegt nur noch ein Land vor mir und meinem Ziel. Irgendwie doch ein gutes Gefühl. Patagonien werde ich aber noch in vollen Zügen genießen, falls das Wetter mitmacht.

      Viele Grüße
      Klaus

  2. Birgit Fenner says:

    Also Peru und Bolivien finde ich faszinierend, toll es so erleben zu dürfen. Pass auf dich auf Brüderchen!!

    1. Klaus says:

      Mir fällt es schwer ein Lieblingsland zu benennen. Überall gab es sehr viele positive Eindrücke. Die Landschaft in Peru und Bolivien is allerdings schon außergewöhnlich.

  3. Thomas Achtstätter says:

    Hallo Klaus,
    das neue Jahr fängt so interessant an, wie das vorherige geendet hat. Das ist schon eine tolle Reise!! Mich beeindruckt besonders die Landschaft. Ich war einmal in den Rockies auf 4000 m und musste festellen, dass ich ganz schön kurzatmig war, obwohl ich mich vorher mehrere Tage auf 3000m zu aklimatisieren versuchte. Dass ihr beide (Azul und Du) die Passfahrten so gut bewältigen könnt, ist schon beeindruckend. Kurze Frage: hast Du AT-Reifen aufgezogen oder kann man die Strassen und Pisten mit ganz normalen Reifen befahren? Ich wünsche Dir eine gute Weiterreise und bin gespannt, was Du noch alles zu berichten hast.
    Viele Grüße
    Thomas

    1. Klaus says:

      Hallo Thomas,
      Landschaften gibt es wirklich außergewöhnliche, manchmal könnte ich nach jeder Kurve anhalten und knipsen. Die Höhe macht uns beiden deutlich zu schaffen. Sobald es etwas bergauf geht, muss ich ständig schalten um die nötige Drehzahl zu bekommen.
      Was mich betrifft, so darf ich keine schnelle Bewegungen machen, sonst geht mir gleich die Puste aus. Nachts kann ich schlecht schlafen und im Liegen habe ich ständig Atemnot. Das ist sehr unangenehm.
      Ja ich habe AT-Reifen. Ich hatte den BF Goodrich AT TA KO2 215/65 R16 drauf. War teuer aber ich war froh diesen äußerst stabilen Reifen auf den Schotterpisten in Kanada und Alaska drauf zu haben. Es gab, im weiteren Reiseverlauf, immer wieder mal schlechte Pisten und ständig Schlaglöcher, ich hatte aber nie eine Reifenpanne. Nach 40.000km brauchte ich neue Reifen. Obwohl der Händler in Lima Goodrich Partner war, waren zu dieser Zeit in Peru keine Goodrich Reifen meiner Größe zu bekommen. Ich habe mit für AT-Reifen von Yokohama entschieden. Diese sind deutlich laufruhiger, dafür nicht so grobstollig.
      Ich werde mir die Goodrich wieder kaufen. Es ist einfach beruhigend einen stabilen Reifen zu haben.

      Bist du auf Tour, oder in Winterpause?

      Grüße
      Klaus

  4. Christian says:

    Tja lieber Klaus,
    den Kommentaren von den vorherigen Posts ist nichts mehr hinzuzufügen. Einmalige Bilder und atemberaubende (LOL) Landschaften!!! Sehr interessant der Film in der Silbermine von Potosi. Erstaunlich, dass man dort als Tourist sich so frei bewegen kann. Undenkbar in Deutschland. Aber das macht die Reise dort auch aus; die ungewöhnlichen Freiheiten und Gelegenheiten. Bolivien war damals mein Lieblingsland: abenteuerlich, vielfältig (auch der Dschungel), günstig (als Student), absolut einsam (damals! Den Titicacasee kenne ich anders
    :-); also nicht so rummelmäßig. Auch als junger Mensch litt ich und meine Honda XL 500 S unter Atemnot. Trotzdem bin ich dann doch in den Anden geblieben, um Argentinien den Vorzug zu geben. Die Küstenregion in Chile war für mich nicht so reizvoll, wobei der Süden von dem Land wunderschön wurde. Ich kann die deutschen Auswanderer verstehen, die sozusagen ein Stück Heimat fanden.
    Weiterhin toi-toi-toi auf dem Weiterweg Richtung Patagonien.
    Und wieder Danke für Deine zuverlässigen Reiseberichte, die die Live-Situation so wunderbar beschreiben.

    1. Klaus says:

      Hallo Christian,
      Danke für deinen Beitrag. Die Führung in der Silbermine war schon speziell. Mein Gedanke wie deiner: in Deutschland und anderen Ländern undenkbar so ganz ohne Sicherheitsmassnahmen. Ich weiß gar nicht wie die das machen bei größeren Gruppen. Man hat ja höchstens Platz für 2-3 Personen beim Ausweichen wenn eine Lore kommt.
      Bolivien gehört für mich auch zu meinen beliebtesten Ländern. Die Küstenregion in Chile war schon auch ganz nett. Allerdings hatte ich trübes Wetter. Bericht folgt.
      Ich bleibe jetzt bis auf die Höhe von Temuco(Chile) in Argentinien, quere dann die Grenze um direkt in den Parque Nacional Conguillio zu gelangen. Der hat mich schon vor Jahren fasziniert und nun werde ich die Erinnerungen auffrischen. 😀. Dann beginnt mein krönendes Finale: PATAGONIEN. Ich bin ja so voller Vorfreude auf diesen Landesteil. Ich hoffe Azul und ich halten durch bis Ushuaia.

      Grüße
      Klaus

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