Gewitter, Sturm und Hagel

Seit Wochen hält sich das wechselhafte, nasse Wetter. Wenn ich jetzt nicht starte, wird das nie was, dachte ich mir und starte am 07.07. meine Rheintal-Radweg Tour. Für die ersten beiden Nächte hatte ich vorsichtshalber ein Zimmer gebucht und für die folgenden Tage jeweils einen Platz auf einem Campingplatz.

Der Plan war, dem Rhein von der Quelle bis nach Basel zu folgen und durch das Jura zurück nach Rotkreuz zu radeln sofern das Wetter einigermassen mitspielt. Laut Vorhersage waren für die nächsten 10 Tage nur 2 regenfreie Tage dabei – und so kam es dann auch.

die Route meiner Rheintal-Tour

Ein treibender Grund für diesen Ausflug war auch der seit Wochen andauernde Baulärm direkt vor meiner Wohnung. Ich hoffte auf ein Ende der Bauarbeiten bis zu meiner Rückkehr.
Ich starte am Mittwochmorgen mit 45kg Gepäck (inkl. Velo) Richtung Küssnacht – es regnet leicht.

kurz hinter Küssnacht

Ich fahre bis Brunnen und nehme dort das Schiff nach Flüelen. So bleibt mir der Abschnitt über die Axenstrasse erspart, der wegen des starken Verkehrs, für Radfahrer nicht empfohlen wird. Der Blick Richtung Flüelen verspricht zunächst nichts Gutes.

Die alte Gotthardstrasse

Ich fahre auf der  alten Gotthardstrasse bis nach Gurtnellen und übernachte im Hotel Gotthard. Das Wetter bleibt trocken, erst am Abend beginnt es zu regnen. Das Hotel Gotthard ist ein Traditionshaus seit 1930. Die Wirtin erzählt mir am Abend vom Unwetter 1986 als das Dorf von den Fluten der Reus teilweise weggespült wurde.

War das damals auch schon der Klimawandel ?

Am nächsten Morgen fahre ich, erneut bei Regen, weiter auf der Gotthardstrasse über Göschenen bis nach Andermatt.
Für die Nacht habe ich ein Zimmer in der Mountain Lodge in Sedrun gebucht. Bis dort hin muss aber noch der Oberalppass überquert werden. Für die 500hm von Andermatt bis auf die Passhöhe nehme ich dann doch die Bahn, die für diese Strecke lediglich 15min benötigt.

Göschenen

Die Abfahrt vom Oberalppass

Oben am Pass auf 2048m schlägt plötzlich das Wetter um. Auf Besserung zu warten machte laut Regenradar keinen Sinn. Ich starte die Abfahrt und rase die 600hm bei strömenden Regen abwärts bis nach Sedrun. 
Das Hotel Mountain Lodge kann ich sehr empfehlen. Schöne Zimmer und sehr gutes Essen.

Auch mein dritter Reisetag beginnt mit leichtem Regen. Es geht zunächst auf der Passtrasse weiter bergab bis der Weg auf eine Schotterpiste abzweigt. Direkt am Rhein geht es ein Stück, fernab der Hauptstrasse, weiter abwärts. Ich treffe zwei Familien, die mit ihren Kindern auf dieser Strecke unterwegs sind. Gestoppt werden wir von einem Durchfahrt verboten Schild. Der Radweg ist gesperrt wegen eines Erdrutsches. Es geht nur über die Hauptstrasse weiter. Später wiederholt sich das Spiel. Zwei Mountainbiker kommen mir entgegen und berichten, dass im weiteren Verlauf der Radweg an einer Stelle überflutet ist und die Stelle, wegen der Strömung, nur schwer zu überqueren ist.
Ich befolge den Rat und bleibe auf der Hauptstrasse was für mich einen weiteren Vorteil bringt. Seit der Passabfahrt habe ich ein beunruhigendes Spiel in der Gabel. Da kommt es mir sehr gelegen, dass ich auf dem Weg eine Fahrradwerkstatt finde. Ich halte an und der Mechaniker hilft mir sofort weiter. Da ich einen neuen Vorbau installiert hatte war nun der Gabelschaft etwas zu lang. Der nette Mechaniker hat ihn etwas gekürzt und schon war meine Gabel wieder stabil.

Ich übernachte auf einem kleinen Campingplatz bei dem Ort Carrera.

die Rheinschlucht

Am nächsten Tag geht es weiter, vorbei an der Rheinschlucht, Richtung Chur. Ich hatte geplant bis Landquart zu fahren. Es war aber erst 14:30 als ich dort ankam und so bin ich weitergefahren bis zu einem Campingplatz in Lichtenstein.
Der Camping Mittagsspitze ist etwas versteckt und kaum beschildert. Es war, trotz Regen, eine angenehme Nacht dort.

mit Gegenwind auf dem Rheindamm
Camping Bruggerhorn

Wie vorhergesagt war das Wetter am Wochenende deutlich besser. Zum Radfahren schon fast zu warm. Da kam es mir entgegen, dass mein gebuchter Campingplatz in St.Margrethen,  ein Schwimmbad war. Ich musste zwar bis 20 Uhr warten bis das Badi schließt und alle Gäste, auch wegen des Euro-Spiels Italien-England, gegangen waren, aber dann hatte ich Ruhe und das Schwimmbecken für mich allein. Die Zeltwiese war Teil des öffentlichen Bereichs.

irgendwo am Bodensee

Von St.Margrethen ist es nicht mehr weit bis an den Bodensee. Der Radweg führt etliche km entlang des Sees. Hier wird es ziemlich touristisch. Es ist überall nur sehr gemäßigter Betrieb. Wohl noch der Coronaeffekt. Auf der Suche nach einem Café für mein Frühstück meide ich die großen Lokale und finde eine kleine Bäckerei bei der ich in Ruhe und allein meinen Milchkaffee schlürfen kann.

Übernachtet habe ich auf einem 5-Sterne Campingplatz bei Eschenz. Der Camping Hüttenberg liegt auf einer kleinen Anhöhe abseits von der Hauptstrasse. Ich schiebe das Rad die letzten Meter – es ist unheimlich schwül an diesem Tag. Es gibt hier keine Zeltwiese, ich bekomme einen Stellplatz zwischen Dauercampern.

Camping Hüttenberg bei Eschenz

Ich habe diesmal sogar Stromanschluss, der mir aber in der Nacht fast zum Verhängnis werden sollte. Natürlich gibt es ein großes Schwimmbecken, das ich auch nutze und ein Bistro, in dem ich heute, nach 3 Tagen Fusilli mit Pesto, Spaghetti Carbonara genieße. Mit einem Glas Rotwein sitze ich noch in meinem Campingstuhl und lasse die Atmosphäre wirken. Die vielen Kinder auf dem Platz toben bis 22 Uhr, aber dann ist schlagartig Ruhe.

mystisches Blitz-Dauerfeuer

In der Nacht gegen 3 Uhr werde ich von Lichtblitzen geweckt. Gewitterblitze wie ich sie noch nie erlebt hatte. Der Himmel war minutenlang einem Blitz-Dauerfeuer ausgesetzt. Dann wurde es laut und stürmisch. Es klang als rolle eine Panzerbrigade an. Der Regen wurde stärker und wurde langsam zum Hagel. Der Wind nahm zu. Das Zelt wurde vom Sturm hin und her gerissen. Die Hagelkörner prasselten auf die Zeltwand. Mir wurde Angst und Bange. Ich habe meinen Fahrradhelm aufgesetzt in der Sorge der Hagel könnte durch das Zelt schlagen. Das Unwetter schaukelte sich immer weiter auf. Mein Zelt drohte zu bersten. Ich hatte nicht alle Zeltleinen gespannt dadurch hatte der Wind ein leichteres Spiel. Nach gefühlten Stunden ließ der Wind und der Hagel nach. Die Wiese, auf der mein Zelt stand, war überflutet. Das Wasser war überall nur mein Innenzelt war noch trocken.
Im überschwemmten Vorzelt lag mein Rucksack und das USB Ladegerät, das an der Stromsäule angeschlossen war, beides im Wasser. Es war wohl ein kleines Wunder, dass nicht die ganze Wiese unter Strom stand. Vermutlich hat eine Sicherung dies verhindert.
Unter meinem Zelt war eine kleine Mulde in der sich Wasser gesammelt hat. Ich lag somit die restliche Nacht auf einem Wasserbett. Zum Glück hat es sich nicht durch den Zeltboden gedrückt. (Hilleberg Soulo ;-). Geschlafen habe ich in dieser Nacht nicht mehr viel. Ich habe das Regenradar beobachtet und um 7:30 eine Regenpause genutzt um meine Sachen zu packen. Von Eschenz bin ich mit der SBB nach Bad Zurzach meinem nächsten geplanten Stop gefahren und dort im Hotel Zurzacherhof abgestiegen. Im Zimmerpreis war die Nutzung des Thermalbades inkludiert. Ich habe in der Sauna den Schrecken der letzten Nacht verarbeitet und später ein gutes Abendessen genossen.

die Aare bei Klingnau

Für die nächsten Tage waren weitere starke Regenschauer vorhergesagt. Das hat mich bewogen nicht wie geplant weiter nach Basel zu fahren, sondern auf dem kürzesten Weg zurück nach Rotkreuz. Den Weg entlang von Aare und Reus kannte ich bereits von einer anderen Tour. Am Nachmittag war ich nach 75km wieder zuhause und musste leider feststellen, dass die Baustelle vor meinem Haus noch in vollem Gange war.

Aber schön war es trotz allem

ein kurzer Trailer zu der Tour

Comments

  1. Petra says:

    🥶🌨🌦🌤☀️😅😎👍

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